Allgemein,  Psychologie

Ist Moral ein Naturgesetz – und reden wir nur in Metaphern?

Kann man eigentlich sagen, was man denkt – bzw. kann man sagen was man meint und vor allen Dingen, wie es zu interpretieren ist oder ist es immer nur eine Metapher – also eine Umschreibung eines Umstandes/Dinges, der/das wahlfrei interpretiert werden kann?

Wir übertreiben, wir verfälschen, wir sagen aus moralischen Gründen Sachen, die wir nicht so meinen.

Es wird uns von Kind an Moral und soziales Verhalten eingetrichtert – wir sagen: „Wie geht es dir?“, obwohl wir es eigentlich gar nicht wissen wollen. Wie unsere Mutter oder der Vater immer gewettert haben: “Das sagt man nicht“ oder „Sag einfach ja, dann haben wir unsere Ruhe“.

Meisten erzählen wir nur von unserer Person, unseren Erfahrungen und ein „Dialog“, in dem wir unserem Gegenüber wirklich zuhören, existiert eigentlich kaum.

Kann auch eine Sache der Intelligenz sein.

Geschweige denn, dass wir uns selbst ehrlich sind, unserer Gedanken und Gefühlen gegenüber.

Gefühle der Irritation werden meist mit Schwäche in Verbindung gesetzt und man wird im täglichen Konkurrenzkampf gnadenlos benachteiligt und ausgenutzt. Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass man beim geringsten Anzeichen von Zweifel oder Unsicherheit dem eigenen Verhalten gegenüber benachteiligt und übervorteilt wird.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir in Metaphern sprechen und nur zu einer Sprache mit Symbolen fähig sind. Da wir in unserer eigenen Vorstellung leben und das Vorhersageorgan Gehirn benutzen, können wir nicht anders.

Die meiste Zeit wird mit fixen Kommunikationsritualen „gearbeitet“, sie werden ohne viel Selbstreflexion verwendet und erfordern auch wenig Bewusstsein.

Sie dienen meist nur der Weitergabe eines Gefühls, der Sozialisation, also weniger dem Informationsaustausch. Das Verdrängte spiegelt sich in unseren Handlungen und Äußerungen nach außen. Der innere Diskurs und die inneren Konflikte werden für andere immer sichtbar bleiben, auch wenn wir uns noch so verstellen.

»Obwohl man auch sagen muss, dass unser Selbst ein Kompromiss aus Ich, Über-Ich, Es und der Außenwelt ist. Und das was wir verdrängen wird uns beherrschen – zumindest hat das C. G. Jung mal behauptet. «

Somit ergibt sich eine Metapher in unserem Handeln sowie Ausdruck – Sprache formt und konstruiert unsere Wahrnehmung.  

Bewusstsein heißt der Gestalter des eigenen Wertesystems und sich von der anerzogenen Moral zu befreien, scheint ein Weg aus einer determinierten Zukunft zu sein. Nur werden meist Menschen bewundert und auf eine höhere Stufe gestellt, die schnell ihre Ziele erreichen, aber kein eigenes Wertesystem besitzen.

Wir werden von Macht angezogen, die uns eine Illusion von Freiheit vorgaukelt.

Wobei Macht die Fähigkeit ist, das Verhalten von Menschen oder den Ablauf von Geschehnissen zu verändern, was uns ironischerweise wieder zur Definition von Freiheit führt.

In einer Kultur der Härte, wo Rücksicht als Schwäche und Zweifel als Unsicherheit dargestellt werden, ist Empathie Mangelware.

Unser Vorhersageorgan Gehirn arbeitet mit Projektion1 oder Übertragung2– es wendet also alte Erfahrung auf neue Ereignisse an. Das heißt wir werden von der Vergangenheit gesteuert und können nur so „präzise“ reagieren, weil wir Erfahrung und Altes auf Neues anwenden können.

»Projektion1: Wir „projizieren“ unsere Gefühle auf andere Menschen und glauben zu wissen was der andere denkt oder im Sinn hat.

Übertragung2: Erfahrungen, welche in der Vergangenheit gemacht wurden, werden auf neue Erlebnisse angewendet.«

Wobei ich noch die Spaltung anführen möchte – also eine klare Trennung von Gut und Böse, die unser Erwachsenwerden begleitet und für manche oft unüberwindbar bleibt.

Hier würde ich einhängen, um die eingangs erwähnte Frage zu beantworten „Ist Moral ein Naturgesetz?“

Die Identität einer Person begründet sich oft auf dieser klaren Trennung – Religion und Gott oder einfach auf der Trennung von Gut und Böse – was diesen hartnäckigen Widerstände erklärt und das bloße Verstehen verhindert, sowie eine Unfähigkeit zur Veränderung erzeugt.

Dieser Vaterkomplex oder Zwangsneurose des ewigen Huldigens eines extrinsischen übermächtigen Herrschers, der unser Schicksal lenkt, sowie im Anschluss an unser Dasein uns belohnend ins Paradies begleitet (was auch immer das bedeutet), wenn wir „gute“ Menschen sind.

Freud hat diesen Gottesglauben oder diese surreale Parallelwelt, welche wir uns schaffen als Psychose beschrieben.

Wir schaffen uns eine Welt, wo „Gerechtigkeit“ für wahr oder möglich gehalten wird. Was zu einer Verzerrung der Realität führt, da es die Begrenztheit unseres Verständnis für äußere Einflüsse beschreibt.

Es führt also dazu, dass wir unsere Innenwelt mit der Außenwelt nicht mehr klar unterscheiden können und somit die Wahrnehmung verzerren, was bis zu einem gewissen Punkt auch völlig normal zu sein scheint.

Wie Slavoj Žižek mal verkündete: „Realität ist eine symbolische Fiktion!“

Das Wenigste ist real, das meiste oder fast alles sind symbolische Handlungen und Aussagen, welche sich nur in unserem Kopf abspielen. Wir sind so mit der Bestätigung unserer Handlungen und Gedanken beschäftigt, dass wir es nicht merken, wie sich Wahrnehmung nur in unseren Köpfen abspielt.

Es scheint uns auf jeden Fall etwas zu beschäftigen, wenn wir jeden Tag oder des Öfteren den Friedhof aufsuchen müssen, um unser Schuldgefühl zu befriedigen.

Das Geburtstrauma: Das Paradies, so meint es die Symbolik, liegt im Mutterbauch und der Austritt – das Licht – ist der Übergang in eine neue Welt und der „Rausschmiss“ aus diesem. Hier trifft der Säugling das erste Mal auf Widerstände und es beginnen sich Schwierigkeiten anzubahnen. Die Mutter ist nicht mehr immer verfügbar, man muss allein sein, …;

Es wird immer im Außen nach einem Schuldigen gesucht und nicht im inneren Selbst – die Psychoanalyse geht davon aus, dass wir selbst, unsere Erziehung sowie unser Erbgut ist, was uns beeinflusst und unser Handeln bestimmt. Man nennt das Objektdifferenzierung.

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Es ist schwer, es zugleich der Wahrheit und den Leuten recht zu machen. - Thomas Mann