Aus aktuellem Anlass.

Sprache informiert nicht nur – sie formt.

Sprache beschreibt nicht nur – sondern erschafft.

Der Mächtige siegt nicht durch Gewalt, sondern durch Worte, denn wer die Sprache beherrscht, beherrscht auch das Denken und wer das Denken beherrscht, der braucht keine Ketten, nur  schöne Worte.

Es sind nicht Fakten, die Menschen bewegen, sondern Emotionen. Sprache wird zur Waffe, nicht im Sinne der Gewalt, sondern im Sinne einer Idee, die so überzeugend formuliert ist, dass sie zur Wahrheit wird.

Der Einfluss entsteht durch das gesprochene Wort!

Worte erschaffen eine gemeinsame Realität, ein kollektives Ziel.

Man sieht sich nicht mehr als Individuum, sondern als Teil einer größeren Bewegung.

Worte, wie Freiheit, Kamerad oder Freund schaffen Identität und grenzen gleichzeitig andere aus. Besonders auffällig ist dabei, wie stark vereinfachte Sprache wirkt, eine einfache Parole, wie „daham statt Islam“ ist nicht etwa eine tiefgreifende Analyse, sondern ein stark vereinfachtes Weltbild.

Und genau darin liegt ihre Wirkung, je einfacher ein Satz, desto leichter lässt er sich merken und desto wirksamer prägt er denken und handeln. Diese Art der Sprache erzeugt ein Gefühl von Klarheit und Sicherheit, auch wenn sie komplexe Zusammenhänge ausblendet oder verzerrt darstellt.

Worte nehmen zunehmend eine strukturierende Funktion, sie ordnen nicht nur die Realität, sondern formen sie.

Was ausgesprochen wird – existiert und was nicht benannt wird – verschwindet oder existiert im Denken – und somit in der Realität gar nicht!

Diese sprachliche Macht ist subtil, aber durchschlagend, sie scheint nicht korrumpiert und es klingt alles nach Hoffnung, genau darin liegt der Keim der späteren Manipulation.

Man gewöhnt sich daran, das Gesagte für wahr zu halten, nicht weil es geprüft wurde, sondern weil es gut klingt.

Sprache ist somit nicht nur ein Mittel zur Verständigung, sondern es ist ein Werkzeug der Führung.

Wer sprechen kann, wer Worte zu setzten weiß, hat Einfluss.

Wer die richtigen Formulierungen hat, bekommt Zustimmung und wer die Sprache kontrolliert, kontrolliert irgendwann die Gedanken.

Die Revolution beginnt nicht mit einem Schrei, sondern mit einer Rede – nicht mit einer Tat, sondern mit einer Vorstellung.

Die Macht liegt in der Zunge, der Redner ist der Propagandist der Revolution , der Übersetzer der Macht, ein Mittelsmann zwischen dem Machthaber und dem einfachen Volk.

Er ist derjenige der berät, beschwichtigt und dabei die Realität verbiegt. Er formt sie wie ein Stück Eisen.

Die Reden sind gepickt mit Übertreibungen, scheinlogischen Argumenten und gezielten Gefühlen, wie Schuld, Angst oder Stolz.

Der Redner appelliert an das Gemeinschaftsgefühl ruft immer wieder den Feind in Erinnerung, warnt vor Rückschritt und verpackt all dies in wohlklingende Versprechen.

Es geht ihm nie um Wahrheit, sondern um Wirkung!

Der Redner ist geschickt im Umgang mit Sprache, um Gegensätze scheinbar aufzulösen.

Man kann alles Umdeuten, wenn zum Beispiel Leiden als Tugend, Mangel als Strategie und gehorsam als Freiheit dargestellt wird.

Man kann alles Umdeuten, wenn man nur die richtigen Worte dafür findet.

Wenn ein Fehler passiert, wird nie die Führung in Frage gestellt, stattdessen werden Schuldige präsentiert – äußere Feinde, innere Verräter oder die Dummheit selbst.

Wenn das nicht ausreicht, wird auf ein höheres Ziel verwiesen, auf eine große Vision, für die sich jedes Opfer lohnt.

Die Sprache wird zur Brücke, die Widersprüche der Realität auflösen und gleichzeitig zum Instrument ihrer Verschleierung.

Die ständige Präsenz, Rechtfertigung und Begleitung ist wichtig, denn ohne diese könnten die Menschen Fragen stellen, doch er sorgt dafür, dass man glaubt, was man glauben soll.

Nicht durch Zwang, sondern durch Überzeugung, oder besser gesagt durch eine Illusion von Überzeugung, denn was der Redner wirklich erzeugt, ist Erschöpfung.

Man hört so oft, dass alles gut sei, dass man irgendwann aufhört, es zu hinterfragen.

Man verkörpert damit eine Form der Herrschaft, die nicht mit Schrecken funktioniert, sondern durch sprachliche Manipulation.

Eine Herrschaft, die sich lächelnd präsentiert und dennoch tiefgreifend unterdrückt.

Die wahre Gefahr ist nicht die Intelligenz des Redners oder seine Loyalität zur Macht, es ist seine Macht Lüge, wie Wahrheit klingen zu lassen.

Freiheit wird oft als Abwesenheit von offenen Protesten gedeutet, wenngleich diese auch durch interne Mächte unterdrückt werden.

Die Illusion der Freiheit ist mächtiger als offene Unterdrückung.

Quelle: George Orwell

Gregor Fraissl

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Es ist schwer, es zugleich der Wahrheit und den Leuten recht zu machen. - Thomas Mann