Ein Reh im Frühjar

Als paarbildende Art, streben wir immer nach einem Partner. Selbst, wenn unsere Fortpflanzungs-Jahre längst vorbei sind.

Wie die Wahl-Rituale konkret aussehen, ist gesellschaftsabhängig. Manche Regeln findet man aber auch Kulturüberschreitend: Frauen werben nonverbal, indem sie sich präsentieren, indem sie aufstehen und die Art und Weise wie sie gehen, sie machen auf sich aufmerksam und sie suchen sich auch dezidiert, mit nonverbalen Kommunikationsmethoden den Mann der sie ansprechen darf.

Das ist etwas worauf niemand achtet, oder nicht wirklich, aber Männer, die sich nicht daranhalten, holen sich derbe Körbe ab, weil sie noch nicht so weit ist. Sie hat ihm noch nicht die Lizenz zum Ansprechen erteilt. Denn es sei die Frau, die bei der Partnerwahl, das höhere Risiko trage, sie ist rein biologisch gesehen, für die Qualität des Nachwuchses verantwortlich. Die Wahl der Frau sei deshalb wesentlich, warum gilt dann aber nicht der Mann als das schöne Geschlecht. Wenn sie die wählende ist, sollte sie sich nicht so ins Zeug werfen müssen.

Wenn Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft leben, muss die Frau natürlich schauen, dass sie ein hochrangiges Männchen für sich monopolisiere. Die Fortpflanzungsstrategien der Frauen sind gesellschaftsabhängig. Müssen sie auch sein, denn eine Frau kann nicht immer das wählen, was sie unter natürlichen Umständen attraktiv findet.

Das 5000 Jahre alte Patriachat hat der Biologie einen Strich durch die Rechnung gezogen. Durch das Diktat der Männergesellschaft, hätten sich die biologischen Partnerwünsche verschoben. Gewählt wurde nicht mehr Schönheit und Charakter, sondern ein Männchen mit gesellschaftlicher Potenz.

Das bedeutet eins mit einer dicken Brieftasche, dass unsere Kinder ernähren kann und dass uns ein ungestörtes Leben in unserer industrialisierten Gesellschaft zu gewährleisten findet. Das ist entgegen unserer biologischen Ausstattung, aber Frauen müssen sich ja nach der Decke strecken, denn im Patriachat wurde es ihnen untersagt sich selbst zu bilden, sich selbst ein Einkommen zu schaffen, es war vor hundert Jahren sogar verboten, dass wir was erben. Das heißt es war unbedingt nötig, ein Männchen zu finden, das all diese Qualitäten hat. Denn auch Frauen ist Geld und Macht wichtig, am liebsten hätten wir das natürlich selber, weil dann könnten wir wieder nach unseren alten biologischen Kriterien wählen.

Attraktivitäts-Studien aus dem 20. Jahrhundert bestätigen übereinstimmend, dass Frauen nur wenig Wert auf das äußere Erscheinungsbild von Männern legen würden, dafür umso mehr eine hohe hierarchische Stellung erwünscht sei. Heute hätte sich dieses Bild stark gewandelt, biologische Kriterien würden wieder in den Vordergrund treten.

Gregor Fraissl

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